PROMINENTENGRÄBER

GRABSTÄTTE DER FAMILIE BAHLSEN


Hermann Bahlsen (1859–1919) gründete 1889 die «Hannoversche Cakesfabrik H. Bahlsen», erfand das deutsche Wort Keks für die englischen Cakes, setzte das erste  Fließband in Europa ein, schuf die staub- sowie feuchtigkeitsfeste «TET»-Packung und förderte Künstler wie Julius Dietz, Georg Herting, Adolf Hölzel, Bernhard Hoetger und Änne Koken.

Hans Bahlsen (1901–1959), der vor allem für die technische Entwicklung zuständig war, leitete das Unternehmen ab 1919, sein Bruder Werner (1904–85) übernahm 1922 und Bruder Klaus Bahlsen (1908–1991) führte seit 1930. Es gelang, die nach zwei Weltkriegen stark angeschlagene Firma jedes Mal wieder erfolgreich zu beleben. Von 1971 bis 1976 war der spätere niedersächsische Minister-präsident Dr. Ernst Albrecht Geschäftsführer. Unter seiner Leitung entwickelte sich Bahlsen zu einem internationalen Unternehmen. Seit den 1990er Jahren produziert Bahlsen weltweit, aber seit 1987 nicht mehr an seinem Gründungsort Hannover.

1996 schied Hermann Bahlsen jr. (1927–2014) aus, der 1956 in die Firma eingetreten war und seit 1976 als persönlich haftender Gesellschafter an der Spitze des Familienunternehmens stand.

1999 teilten die Söhne von Werner Bahlsen Lorenz (geb. 1947) und Werner Michael (geb. 1949) die Bahlsen KG nach intensiven Querelen in die Sparten ,süß‘ (Bahlsen GmbH & Co. KG) und ,salzig‘ («Lorenz Bahlsen Snack-Gruppe», 2001 in «Lorenz Snack World GmbH & Co KG Germany» umbenannt). Werner Michael Bahlsen leitet heute die traditionsreiche Keks- und Kuchenfirma, die im Juli 2014 ihren 125. Geburtstag feiern konnte und immer noch deutscher Marktführer bei Süßgebäck ist.

Das Grabdenkmal wurde 1964 von Georg Heinemeier gestaltet.

GRABSTÄTTE DER FAMILIE BENECKE


Caroline Benecke, geb. Paxmann brachte die nach ihrem 1813 verstorbenen Ehemann Johann Heinrich Benecke (1767–1813) benannte «Wachstuchfabrik J. H. Benecke» die aus der 1718 gegründeten «Königlich privilegierten Wachstuch-macherey vor dem Steinthore» am Judenfriedhof entstanden war, die Ernst Philipp Benecke (1731–1794) 1771 gekauft hatte, wieder zu wirtschaftlicher Blüte. Nicht mehr mit Wachs, sondern mit Lackfirnis wurden die Gewebe imprägniert, die dann vor allem nach Hamburg und Holland geliefert wurden, um Waren für den Seetransport wasserdicht zu verpacken.

Ihr Sohn Philipp Ferdinand Benecke (1805–83) erfand ein bahnbrechendes Verfahren, um Wachstuch vor Witterungseinflüssen zu schützen und produzierte nachdem bei Limmer 1842 Asphalt entdeckt worden war, auch Lacke, Ölfarben und Ruß.

Eduard Hermann Benecke (1854–1908), Teil-haber seit 1881, ließ eine neue Fabrik in Vinnhorst erbauen, die 1901 eröffnet wurde und in der noch heute produziert wird. Er ließ 1895 die Wachstuch-produkte der Firma unter dem Markennamen «Acella®» schützen.

1958 wurde die Bedeutung der Unternehmerfamilie durch die Umbenennung einer Straße im Stadtteil Vinnhorst in «Beneckeallee» gewürdigt.

Seit 1993 hat sich die «J.H. Benecke AG» mit der »Göppinger Kaliko GmbH» zur «Benecke-Kaliko AG» zusammengeschlossen. Diese Aktiengesell-schaft ist heute Weltmarktführer bei Automobil-Innenraumfolien und gehört zum Continental-Konzern.


GRABMAL

HANS-JÜRGEN BREUSTE (1933 –2012)


Der hannoversche Bildhauer und Objektkünstler Hans-Jürgen Breuste wurde durch seine teilweise monumentalen Arbeiten aus Weggeworfenem und Aus-rangiertem bekannt. Diese Skulpturen bringen scheinbar Wertloses, dessen Geschichte Teil der Aussage des Kunstwerks ist, zum Sprechen. Diese Arbeiten wie das «Mahnmal Rampe Bergen-Belsen» oder das «Zwangsarbeiter-Mahnmal» am ehemaligen KZ Hannover-Stöcken sind sperrig, widerständig, wirken mitunter störend und zwingen so zum Denken.

Eines seiner wichtigsten Werke (gemeinsam mit seiner Frau Almut Breuste) ist das Projekt «Rosebusch Verlassenschaften» in Hannover-Ahlem.

GRABSTÄTTE

DER FAMILIE BUCHHOLZ


Hermann Buchholz (1853–1911) war Direktor der 1864 gegründeten Schmirgelfabrik «S. Oppenheim & Co. Hainholz» – heute «VSM · Vereinigte Schmirgel- und Maschinen-Fabriken AG». 

Der Werbeberater Hans Buchholz (1893–1990), war 1950 Mitbegründer der «Werbefachschule Niedersachsen» (heute «Norddeutsche Akademie für Marketing + Kommunikation».

Das bekannteste noch lebende Mitglied der Familie ist Francis Buchholz (geb. am 19. 2. 1954 in Hannover), ein Gründungsmitglied der Hard-Rock Band «Scorpions». Als Bassist dieser weltweit anerkannten Band feierte Buchholz große Erfolge. Insgesamt haben die Skorpions über 30 Millionen Tonträger verkauft und über 50 Gold- bzw. Platin-Auszeichnungen erhalten. Außerdem erhielt Francis Buchholz die deutschen Preise «Echo» und «Bravo Otto», sowie den «World Music Avard» nebst anderen Auszeichnungen.

1992 verließ er die Band und arbeitete als Berater, Manager, Autor und Verleger. Ein Bühnen-Comeback fand 2005 statt. 2012 und 13 ging Francis Buchholz mit dem Ex-Skopions-Lead-Gitarristen Michael Schenker und anderen ehemaligen Kollegen auf Tournee und produzierte die Alben «Temple of Rock».

GRABSTÄTTE DER FAMILIE DAMMANN


Die Gebrüder Gustav und Max Dammann gründeten 1879 in Hannover die überregional bedeutende «Gebr. Dammann Bank».

Richard Dammann (1890–1937 in São Paulo), der 1913 in die Bank eingetretene Sohn von Max Dammann, trat nicht nur als wichtiger hannover-scher Privatbankier, sondern auch als bedeutender Sammler der Werke Wilhelm Buschs in Erschei-nung.

Im Zuge der erzwungenen Arisierung des jüdischen Bankhauses – es wurde von der «Deutschen Bank AG» übernommen – und seiner Auswanderung nach Brasilien 1935 wurde seine Sammlung von der 1930 gegründeten «Wilhelm Busch Gesell-schaft» (das «Wilhelm Busch Museum» wurde erst 1937 eröffnet) gekauft. Der damalige Geschäfts-führer Emil Conrad bezeichnete den Erwerb der Dammann-Sammlung zynisch als Gelegenheit zu einem «sehr preiswerten Ankauf».


GRABSTÄTTE

DER FAMILIE HAHN


Das abgebildete Grabmal stand ursprünglich auf dem St. Nikolai Friedhof an der Goseriede. Es erinnert an Heinrich Wilhelm Hahn (1760–1831), der mit seinem Bruder Bernhard Dietrich Hahn (gest. 1818) 1792 in der Leinstraße die Buchhandlung «Gebr. Hahn, Hannover» gründete. Er eröffnete Filialen in anderen Städten und erweiterte das Unternehmen durch einen Verlag. 1818 erhielten die Brüder den Titel «Hofbuch-händler».

Heinrich Wilhelm Hahn jr. (1795–1873) veröffentlichte nicht nur ab 1843 «Leibnizens gesammelte Werke» sondern auch zahlreiche andere bedeutende wissenschaftliche Werke. Mit Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein gründete er die «Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte» und gab die «Monumenta Germaniae Historica» (MGH) heraus. 1832 erschien in seinem Verlag die «Hannöversche Tageszeitung». 1848 stellte Hahn die Verlags-produktion der Deutschen Nationalversammlung zur Errichtung einer Handbibliothek zur Verfügung. Die daraus entstandene «Reichsbibliothek» gilt als Vorläuferin der «Deutschen Bibliothek» in Leipzig – heute gemeinsam mit der «Deutschen Bibliothek» in Frankfurt a.M. «Deutsche Nationalbibliothek»

(DNB). Nach dem Kauf der Firma in Leipzig von seinem jüngeren Bruder Heinrich Bernhard Hahn (1797–1846) leitete er das gesamt Unternehmen, das seit 1806 auch in Halle vertreten war.

Dr. Friedrich Heinrich Ludwig Hahn (1801–67) war von 1831 bis zu seinem Tod Gesellschafter im hannoverschen Stammhaus.

1893 wurde die Leipziger Niederlassung verkauft und Anfang des 20. Jahrhunderts musste das Verlagsgeschäft reduziert werden. Das 1583 erbaute hannoversche Stammhaus wurde durch die Luftangriffe auf Hannover 1943 zerstört. Am alten Standort in der Leinstraße wurden Buch-handlung und Verlag 1945 wieder aufgebaut.

Bis heute befindet sich die Firma in der Hand der Nachkommen Heinrich Wilhelm Hahns und wird von Elisabeth Freifrau von Schütz zu Holzhausen in der 7. Generation weitergeführt.

2013 zog der Verlag nach Peine – die Buch-handlung war schon länger geschlossen – und kündigte die bestehenden Verträge mit der «Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen» sowie mit den «Monumenta Germaniae Historica».


GEDENKSTEIN 

JOBST VON HINÜBER (1718–84)


Die Familie Hinüber, die 1765 in den Reichsadelsstand erhoben wurde, besaß auf dem St. Nikolai Friedhof an der Goseriede das «Hinübersche Erbgewölbe» unter der Kapelle des St. Nikolai-Friedhofs. Das Wandmal des fürstlich Osnabrücker-Braunschweiger-Lüneburger Postmeister Hans Hinüber (1618–80) und seiner Frau Juliane Margaretha Hinüber befindet sich an der Außenmauer der Ruine der St. Nikolai Kapelle. Hans und Rütger Hinüber (um 1600–65) gründeten 1640 die erste Landespost des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, aus der etwa hundert Jahre später die «Kurfürstlich hannoversche Staatspost» hervorging.

Der «Hinübersche Posthof» befand sich in unmittelbarer Nähe des Friedhofs an der Goseriede in der Celler Straße 3. Daran erinnert auch noch der «Postkamp».

Auf dem Neuen St. Nikolai Friedhof erinnerte ursprünglich ein Gedenkstein an Jobst Anton von Hinüber, der leider nicht mehr existiert, aber demnächst in neuer Form wiedererstehen wird. Jobst von Hinüber  war 1764 Gründungsmitglied der «Königl. großbrit. Kurfürstl. braunschw.-lüneb. Landwirtschaftsgesellschaft zu Celle», die eine der bedeutendsten in Deutschland war. Ferner war von Hinüber der erste Wegbauintendant des Kurfürstentums Hannover und begründete den zentral organisierten Straßenbau in der Hand von Ingenieuren.  Als Klosteramtmann des Klosters Marienwerder (ab 1760) legte er 1766/67 auf dessen Gelände einen der frühesten deutschen Landschaftsgärten nach englischen Vorbildern an. Sein später «Hinüberscher Garten» genanntes Projekt wirkte stilbildend im deutschen Kulturraum. An ihn erinnert heute im Hinüberschen Garten, der zwischen 1998 und 2000 teilweise restauriert wurde, eine Bronzetafel.

An die Familie erinnert die «Hinüberstraße» zwischen Volgersweg und Schiffgraben.

GRABSTÄTTE DER FAMILIE HAAKE


Diese Grabstätte dokumentiert ein Familien-schicksal. Vater und Sohn kamen im Ersten bzw. Zweiten Weltkrieg jeweils zu Beginn der Kampf- handlungen im gleichen Monat um:

Richard Haake (geb.1879), fiel am 10. November 1914,

sein Sohn Ewald Haake (geb.1909) am 4. Novem-ber 1939.


GRABMALE

DER FAMILIE KIEPERT


Der Mathematiker und Hochschullehrer Prof. Dr. Ludwig Kiepert (1846–1934) war von 1879–1921 ordentlicher Professor für Höhere Mathematik an der «Technischen Hochschule Hannover». Von 1901–04 nahm er dort auch das Amt des Rektors wahr. Während seines Rektorats wurden nicht nur zahlreiche Neubauten realisiert, sondern er setzte vor allem durch, dass auch Technische Hoch-schulen akademische Grade verleihen können. 1903 wurde der erste Dr.-Ing. an der TH Hannover promoviert. Kiepert schrieb zahlreiche Lehrbücher über Differential- und Integralrechnung, die lange an deutschsprachigen Hochschulen verwendet wurden. Mit seinem Namen sind Begriffe wie die «Kiepertsche Parabel» und die «Kiepertsche Hyperbel» verbunden.

Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer engagierte sich Ludwig Kiepert als Versicherungs-mathematiker. Er war ab 1893 mathematischer Direktor des «Preußischen Beamtenvereins» 

(heute «Hannoversche Lebensversicherung AG»). Kiepert ist es zu verdanken, dass die Mathematik zu einem bestimmenden Element des Versiche-rungswesens wurde. Gemeinsam mit seinem Studienfreund, dem Mathematiker Prof. Dr. Felix Christian Klein, gründete er 1895 an der «Georg-August Universität Göttingen» das erste deutsche Institut, an dem alle Bereiche des Versicherungs-wesens gelehrt wurden.

Ludwig Kiepert wurde 1926 zum Ehrenbürger der Technischen Universität Hannover ernannt, deren Rektor er von 1901–04 war.

Sein Sohn Dr. Max Kiepert (1879–1963) war bis 1933 Landrat in Plön und nach dem Zweiten Weltkrieg Regierungspräsident. Er zählt zu den Gründern der freien Wohlfahrtsverbände in Deutschland.

Im Stadtteil Herrenhausen gibt es eine «Kiepert-straße» die an Vater und Sohn Kiepert erinnert.

GRABSTÄTTE

DER FAMILIE KOCHHEIM


Der Ingenieur Friedrich Kochheim (1891–1955)

entwickelte als Leiter der «Tänzer´s Original Grudenofenfabrik von 1907» in Hannover-Linden unter anderem die sogenannte «Tänzer-Grude», einen auch als Wärmetruhe verwendbaren Kohle-herd (auch Spar- oder Pfennigherde genannt) zum Allesbrenner weiter.

GRABSTÄTTE DER FAMILIE LAMPE


Der Oberlandeskirchenrat Dr. Walter Lampe (1894–1985) wirkte, nachdem er 1960 in den Ruhestand getreten war, 30 Jahre lang in über 50 Kulturvereinen mit.

Er gründete 1930 gemeinsam mit Emil Conrad, dem späteren Direktor des 1937 gegründeten «Wilhelm-Busch-Museums», Otto Levin, und anderen die «Wilhelm-Busch-Gesellschaft» sowie 1938 die «Gerrit-Engelke-Stiftung».

GRABSTÄTTE DER FAMILIE VON LINSINGEN


Generaloberst Alexander Adolf August Karl Freiherr von Linsingen (1850–1935), wurde für seine Verdienste im Ersten Weltkrieg hoch dekoriert. Nach dem Krieg war er Gouverneur von Berlin. Nach Ausbruch der Novemberrevolution verbot er der Truppe den Gebrauch der Schusswaffe gegen die aufständischen Arbeiter und Soldaten sogar bei der Verteidigung von Gebäuden. Er stellte seinen Posten zur Verfügung und wurde daraufhin am 17. November 1918 zur Disposition (z.D.) gestellt; also in den «einstweiligen» Ruhestand versetzt.

Alexander von Linsingen förderte den Reitsport in Hannover und war von 1921 bis 1923 Präsident des «Hannoverschen Rennvereins».

Auf der Rennbahn «Neue Bult» in Langenhagen erinnert an Gedenkstein an ihn.

GRABMAL MARGA +

ALEXANDER MAY (1927–2008)


Alexander May erlernte den Beruf des Schauspie-lers ab 1946 an der «Düsseldorfer Schauspiel-schule» unter Gustav Gründgens. Erste Engage-ments führten ihn an das «Stadttheater Gießen» und an das «Schauspielhaus Bochum». An den Münchner Kammerspielen» war er ab 1959 als Dramaturg tätig, anschließend arbeitete er als Regisseur am «Theater Oberhausen» Ferner war Alexander May Dozent für Filmdramaturgie beim «Deutschen Institut für Film und Fernsehen (DIFF)». Von 1978 bis 1988 leitete er als Intendant das »Schauspielhaus Hannover« und trat dort auch häufig als Schauspieler auf. Dem Film- und Fern-sehpublikum war Alexander May aus zahlreichen Filmen und Fernsehserien bekannt. 1968 erhielt er den «Deutschen Filmpreis» in Gold,1993 den «Niedersächsischer Kunstpreis» und 2001 wurde der beliebte Künstler mit der «Plakette für Ver-dienste um die Landeshauptstadt Hannover» geehrt.

GRABSTÄTTE

DER FAMILIE KAHLE


Der Fuhrunternehmer Fritz Kahle  (1871–1944) übernahm 1912 das Geschäft seines Vaters und Firmengründers Heinrich Kahle.

Auf seinem Grabstein wird auch der Pferde gedacht, die für ihn unentbehrlich waren.

GRABSTÄTTE

DER FAMILIE MOHRMANN


Der Architekt, Geheim- und Konsistorialrat Prof. Dr. Karl Heinrich Friedrich Mohrmann (1857–1927)

folgte 1892 Conrad Wilhelm Hase als Ordinarius für mittelalterliche Baukunst und Entwerfen öffentlicher Gebäude an der «Technischen Hochschule Hannover», deren Rektor er von 1911 bis 1913 war. Sein originellster Bau war die 1907/08 erbaute «Stabkirche» in Hahnenklee, die in Bauweise und Ausstattung als einzigartig unter den deutschen Kirchenbauten gilt. Im damals «Landschaftsviertel» genannten Quartier südlich des Neuen St. Nikolai Friedhofs baute Karl Mohrmann zahlreiche Wohnhäuser und Villen – darunter auch seine eigene neogotische Villa an der Ecke Herrenhäuser Kirchweg / Reinholdstraße (erbaut 1899–1900). Mohrmann war 1901 Mitbegründer und bis 1921 Vorsitzender des «Heimatbundes Niedersachsen» sowie erster Vorsitzender, – der «Führende Meister» – der von Conrad Wilhelm Hase und anderen Architekten 1880 gegründeten «Bauhütte zum weißen Blatt e.V.». Nach Mohrmann wurde ganz in der Nähe des Friedhofs 1935 eine Straße benannt.

GRABSTÄTTEN DER FAMILIE MÜLLER


Ein Findling erinnert an das Grab von Max Müller I. (1850–1912), der 1889 mit der von ihm 1879 in Oldenburg gegründeten «Max Müller Maschinen- und Formenfabrik» nach Hannover-Hainholz umzog.

Seine Söhne, die Ingenieure Max Müller II. (1873–1952) und Gustav Müller (1877–1943) gründeten eine weitere Firma im Stadtteil Hannover-Brink, das «Max H. Müller Brinker Eisenwerk», welches vor-wiegend für die Reichsbahn arbeitete, aber im II.  Weltkrieg auch Rüstungsgüter für Luftwaffe und Marine produzierte. Sohn Max ließ auch die auf-wändige Familiengrabstätte auf dem Neuen St. Nikolai Friedhof erbauen.

Die Brinker Maschinenbaufirma wurde ab 1971 von Dr. Ing. Max Müller III. (1904–83) geleitet., der be-reits seit 1943 der Geschäftsführung angehörte.

Die heutige «Firmengruppe Müller», die nach diver-sen Übernahmen zu einem namhaften Maschinen-bau-Unternehmen angewachsen ist, wird seit 1984 von Max Müller IV. (geb. 1935) geführt.

GRABMAL KLAUS MÜLLER-KILIAN (1945–2004)


Der Antiquar, Kommunalpolitiker und Diplom-Geo-loge Klaus Müller-Kilian der seit 1989 für die Grünen im Bezirksrat Nord und seit November 1991 als stellvertretender Bezirksbürgermeister tätig war, engagierte sich vor allem für das «Jugendzentrum Feuerwache» und das sogenannte «Sprengel-gelände», in dessen dortigen Gebäuden sich bis 1980 das Stammwerk der Schokoladenfabrik

B. Sprengel & Co. befand. Müller-Kilian zeigte den Jugendlichen, welche die Gebäude der ehemaligen Fabrik besetzt hielten, friedliche Wege des Protest gegen die beabsichtigte Räumung auf, entschärfte die anfänglich gewalttätigen «Chaostage» in der Nordstadt und sorgte dafür, dass die Hausbesetzer in der ehemaligen Sprengel-Fabrik dort schließlich legal leben konnten.

Nach ihm wurde der «Klaus-Müller-Kilian-Weg» auf dem Sprengelgelände benannt.

GRABMAL

ERIKA + HEINRICH RÄTZ (1884–1943)


Der Kriminalkommissar der «Mordkommission Hannover», Heinrich Rätz, gilt als der Polizist, welcher den Kleinkriminellen, Polizeispitzel und Serienmörder Fritz Haarmann endlich zur Strecke brachte.

Haarmann wurde im Sommer 1924 festgenommen. Nach wochenlangen Vernehmungen, die vor allem von Heinrich Rätz durchgeführt wurden, und weiteren intensiven Ermittlungen konnten Geständnisse erreicht und Beweise zusammengetragen werden, die 1924 zu einem Todesurteil führten.

Haarmann wurde am 15. April 1925 im Hof des Gerichtsgefängnisses in Hannover hingerichtet.

Die sterblichen Überreste der Opfer des Serienmörders Haarmann wurden im Februar 1925 in einem Ehrengrab auf dem «Stadtfriedhof Stöcken» bestattet.

GRABSTÄTTE

DER FAMILIE NORDMANN


Constantin Nordmann (1805–89), in 5. Generation Maurer, Meisterprüfung 1834, wurde später Stadtbaumeister und Hofmaurermeister von Hannover und war an den Planungen vor allem des Stadtteils zwischen Bahnhof und Georgstraße und dessen Bauausführungen beteiligt. So wurde das ehemalige «Kasten‘s Hotel mit Georgshalle» an der Ecke Theaterstraße/Theaterplatz 1856 durch das Bauunternehmen Nordmann in einer Mischung aus klassizistischem Stil und Formen des Hanno- verschen Rundbogenstils erbaut.  In der Wennigser Mark errichtete er 1845 das «Forsthaus Georgsplatz» für König Ernst-August von Hannover nach Entwürfen von Oberhofbaudirektor Georg Ludwig Laves. Im Deister ließ der leidenschaftliche Wanderer 1862/63 den «Nordmann-Turm» aus eigenen Mitteln am Kammweg erbauen « ... um dem Wanderer Gelegenheit zu geben, von hier aus einen großen Teil unserer engeren Heimat zu übersehen.»

Mit der Namensgebung der «Nordmannpassage» an der Georgstraße wurde der Unternehmer für sein Arbeit geehrt.

GRABSTÄTTE
DER FAMILIE SIEVERS


Der seit 1893 selbstständig als Herrenschneider arbeitende Carl Sievers (1867–1925) war Obermeister des «Schneideramts Hannover», Vorsitzender des «Nordwestdeutschen Bezirks-verbandes des Bundes deutscher Schneider-Innungen» in Leipzig, Vorstandsmitglied der «Handwerkskammer Hannover» und seit 1920 Reichstagsabgeordneter der «Deutsch-Hannoverschen Partei» (DHP).

Diese konservativ-lutherisch geprägte Partei war 1869 aus Protest gegen die Annexion des König-reichs Hannover durch Preußen und die Beschlag-nahmung des Welfenvermögens gegründet worden. Sie trat für die Wiedereinsetzung des welfischen Königshauses ein und wurde daher auch «Welfenpartei» genannt.

Karl Sievers widmete sich neben seiner politischen Tätigkeit ehrenamtlich der Armenbetreuung in Hannover.

GRABSTÄTTE MARIA (1897–1977)  UND

HANS RÜPKE (1896–1954)


Das farbenfrohe Mosaikbild auf der Grabstätte von Studienrat Hans Rüpke und seiner Frau Dr. Maria Rüpke schuf die für ihre Glasfenster berühmte Schwester Ehrentrud Trost OSB aus der «Bene-diktinerinnen-Abtei Varensell» im westfälischen Rietberg bei Gütersloh.

Die auch für ihre liturgischen Gewänder bekannte Kunstwerkstatt führte auch das Mosaik auf dem Grabstein aus.


GRABSTÄTTE

DER FAMILIE SIEBRECHT


Der Architekt Karl Siebrecht (1875–1952) gründete 1903 gemeinsam mit seinen Brüdern Albert und August Siebrecht sein Architektur-büro in Hannover. Sein Hauptwerk ist die 1910 im Auftrag von Hermann Bahlsen errichtete Keks-fabrik an der Podbielskistraße, die ein heraus-ragendes Beispiel des späten Jugendstils dar-stellt. Auch die Produktionsgebäude von Bahlsen in der Lister Straße und die Erweiterung des Pelikan-Werks wurden 1911 von ihm geplant.

Gemeinsam mit Friedrich Wilhelm Schick entwarf er 1927–29 die «Siedlung im Kreuzkampe», ein herausragendes Beispiel des «Neuen Bauens» in Hannover.  Neben zahlreichen Villen und Wohn-häusern gestaltete er 1927 das Gebäude für den «Hannoverschen Kurier» in der Georgstraße, 1928 den Verwaltungsbau der Schokoladenfabrik «B. Sprengel & Co» in der Glünderstraße, 1949 den nicht mehr vorhandenen «Conti-Block» am Kröpcke und ein Jahr später das «Bahlsen-Haus» in der Georgstraße.


GRABSTÄTTE DER FAMILIE SPRENGEL


Das Bronzerelief auf dem Grabmal stammt von dem hannoverschen Bildhauer Karl Gundelach, der auch die Skulptur des Hölty-Grabes auf dem St. Nikolai Friedhof an der Goseriede schuf, und stellt den Firmengründer der «Fabrik feiner Schokola-den, Kakao, Pralinen B. Sprengel in Hannover», Bernhard Sprengel (1825–1902), dar.

August Sprengel (1868–1940) nahm die industrielle Fertigung auf und führte in Hannover das Konchierverfahren ein. Unweit des Neuen St. Nikolai Friedhofs ließ sich August Sprengel 1895 in der Nienburger Straße eine prächtige neobarocke Villa erbauen.

Dr. Bernhard Sprengel (1899–1985) leitet das Unternehmen von 1940–73 (Verkauf an den US-Konzern Nabisko). Er schenkte seine international renommierte Sammlung moderner Kunst 1969 der Stadt. Sie wird in dem nach ihm benannten und von ihm mitfinanzierten «Sprengel-Museum»

(Eröffnung 1979) präsentiert. Sprengel förderte u. a. die Kammermusikgemeinde und stiftete 1979 den «Sprengel-Preis» (Kunst und Musik) für junge Künstler.

Für sein kulturelles Engagement wurde ihm 1977 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hannover verliehen.

GRABSTÄTTE

DER FAMILIE UIHLEIN


Das Tapetenhaus Uihlein wurde 1895 von Hein-rich Uihlein (1870–1923) in Hannover gegründet. Der 1. Geschäftssitz lag in der Leinstraße 25. 1898 kaufte Heinrich Uihlein das Gebäude in der Andreae-straße 1 und baute es zu einem fünfgeschossigen Geschäftshaus aus. Gleichzeit begann er in einer eigenen Fabrik in Linden mit der Herstellung hochwertiger Tapeten, die er auch international vertrieb. 1910 ließ Heinrich Uihlein das Kontorhaus «Handelshof» in der Bahnhofstraße bauen – es galt seinerzeit als eines der schönsten Gebäude Hannovers. Auch das Geschäftshaus in der Andreaestraße wurde in die Große Packhofstraße hinein erweitert.

1910 trat sein Bruder Ferdinand Uihlein (1875–1956) als Teilhaber in die Firma ein und wurde 1916 ihr Alleininhaber. Durch Luftangriffe wurden die Gebäude der Firma Uihlein 1943 zerstört.

Kurt Heinz Uihlein (1919–2013) leitete nicht nur das Unternehmen in der Nachkriegszeit, sondern war auch als Honorarkonsul des Königreichs Jor-danien und Präsident der «Deutsch-Jordanischen Gesellschaft» tätig. 1949 konnte er das markante neue Geschäftshaus am alten Standort eröffnen, das heute unter Denkmalschutz steht und immer noch vom Firmenlogo mit der Eule bekrönt wird. Wenige Jahre vorher hatte Kurt Uihlein bereits mit dem Wiederaufbau des Handelshofs begonnen, in dem sich das Restaurant «Uhustuben» und später die «Eulenspiegel Kabarettbühne» befanden. Heute steht an dieser Stelle das Warenhaus «Kaufhof». Uihlein war auch der erste private Telefonanbieter Hannovers.

1981 wurde die Firma geschlossen, da sich in der Familie kein Nachfolger fand

GRABMAL HILDEGARD +

HANS-OSKAR WILDE (1907–1981)


Hans-Oskar Wilde wurde 1929 an der «Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität» in Breslau promoviert und habilitierte sich dort 1932. 1935 erhielt er mit nur 28 Jahren einen Ruf an die «Georg-August-Universität Göttingen». Hans-Oskar Wilde war Mitglied der SA und ab 1937 der NSDAP. Ab 1939 war er zum Kriegsdienst einberufen worden, 1944 geriet er in amerika-nische Kriegsgefangenschaft. 

Nach erfolgreicher Entnazifizierung  mit zahl-reichen Zeugen zu seinen Gunsten baute Prof. Dr. Hans-Oskar Wilde als Hochschulreferent im Niedersächsischen Kultusministerium den «Lehrstuhl für Auslandskunde und Anglistik» sowie das «Seminar für Englische Philologie» an der damaligen «Technischen Hochschule Hannover» auf. 1955 erhielt Wilde einen Ruf auf den Lehrstuhl für Auslandskunde und Anglistik an der «Technischen Hochschule» in Hannover. Von 1961 bis 1963 war er deren Rektor.

GRABMAL LINA + HUBERT STIER (1838–1907)


Der Architekt Prof. Hubert Stier entwarf zwischen 1875 und 1880 den neuen Hauptbahnhof Hannover, der den Central-Bahnhof, an dem die hannoverschen Hofbaumeister Georg Ludwig Friedrich Laves und Ferdinand Schwarz mitgewirkt hatten, ablöste. Er gestaltete den neuen Bahnhof in einer Mischung des «Berliner» mit dem «Hannover-schen Rundbogenstil».

Bei diesem Durchgangsbahnhof fand zum ersten Mal Fahrgast- und Schienenverkehr dank der Gepäck- und Personentunnel unter dem hoch-gelegten Gleiskörper kreuzungsfrei statt. Der Bau war beispielgebend für zahlreiche Großstadt-Bahnhöfe, die nach dem «Hannover-System» errichtet wurden. Die bahnbrechende Idee führte zu weiteren Bahnhofsprojekten unter anderem in Hildesheim (1882-84), Bremen (1886- 89) und Hamburg (1895-97).

Hubert Stier plante in Hannover neben der reformierten Kirche am Waterlooplatz (1896–1897) auch das «Provinzialmuseum« (1897–1903, heute «Niedersächsisches Landesmuseum») und 1896–98 die Flusswasserkunst neben dem Leineschloss (1963 abgebrochen). Ab 1880 lehrte er als Professor an der damaligen «Technischen Hochschule Hannover».

GRABSTÄTTE

DER FAMILIEN SCHMORL UND FIEDLER


Oscar Schmorl (1872–1950) und sein Sohn Fritz Schmorl (1904–1961) waren zu ihren Lebzeiten Inhaber der 1852 von den befreundeten Buch-händlern Ernst Victor Schmorl (1822–88) und Alfred von Seefeld (1825–93) in der Bahnhofstraße von Hannover gegründeten Buchhandlung «Schmorl & von Seefeld», die von Seefeld nach dem Tode seines Freundes und Geschäftspartners alleine weiter führte.

Ernst Victor Schmorl, der 1848 nach Hannover zog, war gemeinsam mit Alfred von Seefeld auch einer der Gründer des «Männer-Turnvereins von Han- nover von 1848» (MTV), dem ältesten Sportverein Hannovers, aus dem 1858 auch der «Turn-Klubb zu Hannover» hervorging. Heute heißt der MTV «Verein für Leibesübungen (VfL) von 1848 e.V. ».

Oscar Schmorl wurde 1904 zunächst Teilhaber und 1916 Alleininhaber der Buchhandlung. Er erlebte die Zerstörung des Geschäftshauses 1943. 1945 startete er erneut mit seinem Sohn Fritz, zuerst  in der Landschaftsstraße 6 und später wieder an alter Stelle. Das neue Geschäftshaus in der Bahnhofs-straße, das Oskar Falke entwarf, wurde 1953 fertiggestellt. Die renommierte Buchhandlung wurde seit 1961 von Martin Schmorl (geb. 1937) geführt, der sie zur größten Buchhandlung Hannovers machte, 2002 ihr 150-jähriges Jubiläum feiern konnte aber 2005 das Unternehmen an die H. Hugendubel GmbH & Co. KG, München verkaufen musste.

2012 verschwand auch der traditionsreiche Name von der Fassade des Geschäftshauses.

GRABMAL

HERMANN SCHLOTHE (1838-1905)


Die Grabstein-Inschrift für Hermann Schlothe berichtet von seinem Verkehrsunfall am 4. Mai 1905: «... infolge Überfahrens am Abend vorher mit einem Automobil auf dem Fusspfade am Misburger Damm».

Der Autofahrer kümmerte sich nicht um den Verletzten und fuhr davon. Er wurde jedoch von Radfahrern verfolgt, die seine Autonummer aufschrieben, sodass die Fahrerflucht erfolgreich verfolgt werden konnte.

Auf dem Neuen St. Nikolai Friedhof sind nicht nur viele prominente Bürgerinnen und Bürger beerdigt worden, sondern auf dem Friedhof befinden sich auch eine Reihe von Gräbern, auf die der Hinweis lohnt, weil sie eine besondere Geschichte erzählen.


Der Neue St. Nikolai Friedhof ist ein Ort, der Zeit- und Stadtgeschichte auf eine einzigartige Weise erzählt, auf historische Zusammenhänge neugierig macht und anregt, sich mit bestimmten Zeitläufen eingehender auseinanderzusetzen.


In der Friedhofsverwaltung erhalten Sie eine kostenlose Broschüre mit einem Wegweiser zu den hier aufgeführten Gräbern.


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GRABSTÄTTE DER FAMILIE KRAUL


Die spätere Hof-Weinhandlung wurde 1750 von Johann Christoph Kraul (1805–61) in der Seil-winderstraße gegründet, der bis 1812 auch als «Banquier“ tätig war. Er bekam den begehrten Titel eines Hoffaktors (H. versorgten die Herrscher-häuser mit Kapital und Luxuswaren) und Hofwein-händlers verliehen. 1799 wurde die Weinhandlung in die Köbelingerstraße 1 gegenüber dem Rathaus verlegt.

Unter seinem Nachfolger Johann Wilhelm Kraul (1862–1919) entwickelte sich die Firma zu einem der bedeutendsten Handelsunternehmen Hannovers. J. W. Kraul und sein Kompagnon Friedrich Ludwig Wilkening gründeten 1856 die Firma «Kraul und Wilkening KG» als Spiritus-Lohnreinigungsanstalt, die heute als «KWST – Kraul & Wilkening u. Stelling GmbH» zu den größten Herstellern für Industriealkohol in Deutschland zählt und internationale Bedeutung hat. J. W. Kraul wirkte auch als Aufsichtsrats-vorsitzender der «Hannoverschen Bank» (gegr. 1856).

Friedrich Kraul (1834–1911) ließ die aufwändige Familiengrabstätte im klassizistischen Stil erbauen. Er führte das Unternehmen mit seinem Partner August Nahme.

1923 übersiedelte die Firma in die Dammstraße. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Wein-handlung Kraul in der Kollenrodtstraße bis 1967 weitergeführt.

GRABMAL WILHELM MAXEN (1867–1946)


Der Prälat, Domherr und Reichstagsabgeordnete Dr. Wilhelm Maxen war nach seinem Studium in Münster und Rom katholischer Priester in Hannover. Er prägte den Katholizismus in Hannover entscheidend. Er gründete den Caritas-Verband Hannover, gab ab 1896 die «Hannover-sche Volkszeitung» heraus und war Mitbegründer der christlichen Gewerkschaften in Linden. Maxen war aktiver Politiker der katholischen «Zentrums-partei» und war auf der gemeinsamen Liste der Deutsch Hannoverschen Partei–DHP/Zentrum Reichstagsabgeordneter von 1919–21.

GRABSTÄTTE

DER FAMILIE WENDLAND


Johann Christoph Wendland (1775–1828) war der erste Vertreter seiner Familie, der in den königlichen Gärten gärtnerisch tätig war. Ab 1780 war in Herrenhausen angestellt und wurde 1781 zum Garteninspektor befördert. Er war auf Weinstöcke und Pfirsichbäume spezialisiert. Seine zahlreichen Veröffentlichungen illustrierte er dank seines großen zeichnerischen Talents alle selbst.

Sein Sohn Heinrich Ludolph Wendland (1791–1869) begann nach Lehrjahren in Wien und London und einem Biologie-Studium in Göttingen  1827 als Gartenmeister in Herrenhausen. 1850 wurde er mit der leitenden Stelle des «Königlichen Hofgarten-inspektors» betraut. Im Zuge des Baus des könig-lichen Mausoleums durch Oberhofbaurat Georg Ludwig Laves wurde Heinrich Wendland mit der Gestaltung der Umgebung beauftragt. Der «Berggarten» entstand unter seiner Leitung in seiner heutigen Ausdehnung.

Das erste Palmenhaus, das von Laves entworfen worden war, beherbergte die unter Heinrich Wendland begonnene Palmensammlung, die von seinem Sohn Hermann Wendland (1825–1903), der über 130 Palmenarten beschrieb und be-nannte, zur weltweit größten Kollektion ausgebaut wurde. Dafür wurde von Hofbauinspektor Richard Auhagen das zweite Palmenhaus errichtet, das als größten seiner Art in Europa galt. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach seiner Lehre in Hannover und dem Studium der Botanik in Göttingen begann Hermann Wendland nach Tätigkeiten in Berlin und Wien sowie ausge-dehnten weltweiten Studien- und Sammelreisen 1859 als Hofgärtner in Herrenhausen. 1869 wurde er Nachfolger seines Vaters und zum «Hofgarten-direktor» ernannt. Er beschrieb 373 Pflanzenarten, darunter auch das «Usambaraveilchen», das er in Europa einführte.

Nach der Gärtner- und Botaniker-Familie Wendland ist im Stadtteil Herrenhausen eine Straße benannt worden und am Bibliothekspavillon, der unter Laves als «Gartenmeister-Wohnung» von 1817–20 erbaut worden war, befindet sich eine ehrende Gedenktafel.

GRABSTÄTTE DER FAMILIEN STILLE

UND TOURAINE


Der Geologe Prof. Dr. Hans Stille (1876–1966) war einer der bedeutendsten Geologen des 20. Jahrhunderts. Er lehrte nach seinem Studium in Hannover und Göttingen sowie Promotion und Habilitation ab 1908 Geologie als Professor an der «Technischen Hochschule Hannover», ab 1912 an der «Universität Leipzig» ab 1913 an der «Georg-August- Universität» in Göttingen, deren Rektor er von 1921–22 war, und ab 1932 an der «Friedrich-Wilhelms-Universität» in Berlin. 1946 gründete er dort das «Geotektische Institut» aus dem das «Zentralinstitut für Physik der Erde» (ZIPE)  in Potsdam als Forschungsinstitut der «Akademie der Wissenschaften der DDR» hervorging. Nach seiner Emeritierung 1950 kehrte er in seine Geburtsstadt Hannover zurück, wo er auch verstarb.

Wegweisend beschrieb Hans Stille die geologi-sche Geschichte Europas durch wiederholte tektonische und magmatische Stadien und erlangte damit Weltruhm. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter 1953 das «Große Bundesver-dienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland» und war Ehrenmitglied in zahlreichen in- und aus-ländischen wissenschaftlichen Vereinigungen 1956 wurde nach ihm das Mineral «Stilleit» und 1976 der Bergrücken (Dorsum) «Dorsa Stille» auf dem Mond benannt.

GRABSTÄTTE

DER FAMILIE KÖRTING


Der Erfinder und Industrielle Dr.-Ing. h.c. Ernst Körting (1842–1921), Sohn des Direktors des ersten deutschen Gaswerks in Hannover, Fried-rich Ernst Körting (1803–82), studierte nach einer Lehre ab 1859 am Polytechnikum in Hannover Maschinen- und Eisenbahnbau. 1864 machte er Examen. Nachdem er als Ingenieur in der Schweiz, in Italien und Österreich gearbeitet hatte, machte er sich 1869 selbständig und meldet im selben Jahr sein erstes Patent an. Körting war ein Pionier der Strahlpumpentechnik und ent-wickelte eine ganze Reihe von Dampfstrahl-, Luft-sauge- und Luftdruckapparaten. Ferner entdeckte er 1878 das Kriterium der Schallgeschwindigkeit in der Strömungstechnik. 1872 baute er mit seinem Bruder Berthold Körting (1839–1919) in Hannover die  Gebrüder Körting OHG (heute «Körting Hannover AG») auf, die noch als Familienunternehmen auf den Gebieten Ölfeue-rung, Strahlpumpen und Vakuumtechnik tätig ist.

Die Firma wuchs schnell und expandierte inter-national. Das Unternehmen war lange Zeit füh-rend in der Strahlpumpen-Technik in Deutschland und Europa. Ab 1890 wurde für die Körting-Arbeiter in Badenstedt  die Firmensiedlung «Körtingsdorf» errichtet. Ab 1881 beschäftigte sich Körting so erfolgreich mit verschiedenen Verbrennungsmotoren, dass er  neben Motoren-bauern wie Otto, Daimler, Maybach und Benz gestellt wurde. Sein 1903 entwickelter Petroleum-Zweitaktmotor ermöglichte erst die Verwirklichung des U-Bootes.

Sein Neffe Ernst Körting jr. (1869–1932),  konstruierte 1907 nicht nur einen Motor für die Flugpioniere Wilbur und Orville Wright, nachdem er ab 1887 bereits Motoren für Ballone und Luft-schiffe gebaut hatte, sondern entwickelte auch die U-Boot-Motoren erfolgreich weiter.

In Hannover wurde in der Nähe der Lister Meile, wo früher die erste Produktionsstätte lag, 1892 eine Straße in «Körtingstraße» benannt.

GRABMAL

ERIKA + GUSTAV SASSE (1904-1969)


Gustav Sasse machte sich als Organist an der «Lutherkirche» einen Namen, wechselte dann kurz vor dem Zweiten Weltkrieg als Stadtkantor an die «Marktkirche St. Georgii et Jacobi», gründete 1945 dort den «Bachchor Hannover», der heute rund hundert aktive Mitglieder hat und mit bekannten Orchestern und prominenten Solisten wie zum Beispiel dem Bassbariton Thomas Quasthof auftritt. Gustav Sasse war auch als Orgellehrer tätig und hat zahlreiche bekannte Organisten ausgebildet. Als Komponist schrieb er unter anderem für jeden Sonntag eine Motette für die Stadtkantorei. 1962 wurde ihm der Titel «Kirchenmusikdirektor» verliehen.

Hinüber-Wandmal an der

St. Nikolai Kapelle

An der Strangriede 41

30167 Hannover

Telefon: 0511 701866

Telefax: 0511 709494

E-Mai: info@st-nikolai-stift.de

Internet: www.nikolai-friedhof.de

GRABMAL PETER VON OERTZEN (1924–2008)


Peter von Oertzen stammte aus einer alten mecklenburgischen Adelsfamilie deren Stammsitz das «Rittergut Roggow» nahe dem Seebad Rerik über 600 Jahre lang war. Die Familie von Oertzen konnte das Herrenhaus Roggow und Teile des Parks 1991 zurückkaufen.

Nach dem Abitur und Kriegseinsatz als Offizier an der Ostfront studierte von Oertzen nach 1946 an der Georg-August-Universität in Göttingen Geschichte, Philosopie und Soziologie. Dort wurde er 1953 promoviert und habilitierte sich 1963. Im selben Jahr wurde von Oertzen als ordentlicher Professor für Politische Wissenschaft an die Technische Hochschule Hannover berufen.

In die SPD trat von Oertzen 1946 ein und engagierte sich im «Sozialistische Deutschen Studentenbund (SDS)». Peter von Oertzen, der sich als «demokratischer Marxist» betrachtete, verweigerte sich 1959 der Wende der SPD hin zum «Godesberger Programm». Von 1970–1983 war er Bezirksvorsitzender der SPD in Hannover, 1970–1978 Vorsitzender des Landesausschusses der SPD in Niedersachsen und von 1973–1993 gehörte er auch dem SPD-Parteivorstand an. Von Oertzen nahm wesent-lichen Einfluss auf die Programmarbeit der SPD in den 80er Jahren. 1970 berief ihn der dama-lige nierdersächsische Ministerpräsident Alfred Kubel als Kultusminister in sein Kabinett. Die Hochschul- und Bildungsreform in Nieder-sachsen war ganz wesentlich das Werk Peter von Oertzens. 1993 schied er aus dem Partei-vorstand aus, und 2005, schon schwer erkrankt, gab er aus Protest gegen die «Agenda 2010» nach 59 Jahren sein Parteibuch zurück und trat für kurze Zeit der «Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG)» bei.

Peter von Oertzen war verheiratet mit der Anglistin Ursula von Oertzen, geb. Siebrecht (1920–1989).